Fahrradstraße nein danke?


Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Planung (SteP) der Plöner Ratsversammlung gab es in der letzten Sitzung ein böses Erwachen. Der Beschluss, die Fördermittel für die Umsetzung der Fahrradstraße in der Eutiner Straße zu beantragen und die Planung umzusetzen, bekam für fast alle Anwesenden völlig unerwartet keine Mehrheit. Mit den Stimmen von CDU (3) und FWG (2) wurde die Umsetzung der Fahrradstraße zunächst gestoppt. Damit wurde dem Ehrenamt im Fahrradforum, der Verwaltung der Stadt und dem Plöner Haushalt erheblich geschadet.

Was war geschehen?

Erst die Fahrrad-AG und dann das Fahrradforum der Stadt Plön haben mit Unterstützung eines Planungsbüros ein Radverkehrskonzept ausgearbeitet und dem SteP vorgestellt. Ziel war es, die Rahmenbedingungen für den Fahrradverkehr in Plön zu verbessern und die Sicherheit des Fahrradverkehrs zu erhöhen. Es würden mehr Verkehrsteilnehmer motiviert, möglichst viele Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen und der Anteil des Fahrradverkehrs deutlich gesteigert. So sollte geholfen werden, die Klimaschutzziele des Landes Schleswig-Holsteins zu erreichen. Ein aktiver Beitrag zum Lärmschutz sollte geleistet werden und Plön als Standort noch attraktiver gestaltet werden.

Erst der SteP und dann am 19. Dezember 2019 die Ratsversammlung haben diesem Konzept einstimmig zugestimmt. Neben vielen anderen Projekten stehen die Planung und Umsetzung von Fahrradstraßen als zentrale Elemente in dem Radverkehrskonzept.

Als Erstes wurde die Planung für die Rodomstorstraße durchgeführt und die Umsetzung steht kurz bevor. Als zweite Fahrradstraße war die Eutiner Straße vorgesehen und der SteP beauftragte folgerichtig die Erstellung eines Konzeptes. In der vorletzten Sitzung des SteP am 20. September wurde das Konzept mit 8 Ja-Stimmen bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen.

Wenige Wochen später stand am 11. Oktober auf der Tagesordnung des SteP eigentlich nur als nächster Schritt der Auftrag an die Verwaltung, die Konzeption umzusetzen, die 90 Prozent Fördergelder zu beantragen und dann mit der Arbeit zu beginnen.

Lediglich zwei der 10 Ausschussmitglieder äußerten ihre Bedenken zu einigen Details, stellten die Finanzierung infrage und bezweifelten den Sinn der Fahrradstraße.

Vier Ausschussmitglieder und der Seniorenbeirat sprachen sich eindeutig für die Fahrradstraße aus. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung lautete, mit der Einrichtung der Fahrradstraße zu beginnen.

Dann wurde der Antrag mit 5 zu 5 Stimmen abgelehnt. (Ein Unentschieden reicht nicht, einen Antrag zu beschließen.)

Die jahrelange Arbeit des Fahrradforums, viele Arbeitsstunden der Verwaltung, Tausende Euro an Planungskosten einschließlich eines auf Verkehrszählungen gestützten Verkehrsgutachtens und mehrere eindeutige Beschlüsse vom SteP und der Ratsversammlung wurden mit den drei Stimmen der CDU und den zwei Stimmen der FWG zunichtegemacht.

Bleibt zu hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und die Ratsversammlung diese Ablehnung korrigiert.

Anstatt viel Zeit- und Geldeinsatz zu vernichten, könnte dann mit einem geringen Eigenanteil von weniger als 20.000 € die Eutiner Straße sicherer gemacht werden:

  • Für die vielen Schülerinnen und Schüler, die die Eutiner Straße als Schulweg oder als Weg zu ihrem Verein nutzen.
  • Für die Eltern, denen die Sicherheit ihrer Kinder besonders wichtig ist.
  • Für die vielen Touristinnen und Touristen, die auf ihren Fahrradtouren die Eutiner Straße entlang fahren.
  • Für die vielen Plönerinnen und Plöner, die auf dem Weg zur Arbeit sind.
  • Für die vielen Seniorinnen und Senioren, die sich auf der Fahrradstraße sicherer fühlen würden.
  • Für Plön, das gerade erst vom ADFC als fahrradfreundlichste Stadt in Schleswig-Holstein ausgezeichnet worden ist.
  • Und für das Land Schleswig-Holstein, das mit seinen Fördergeldern die Entwicklung des Fahrradverkehrs voranbringen möchte und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Und so soll die Eutiner Straße umgestaltet werden.

Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:

  • Fahrradfahrer bekommen Vorfahrt, Autos dürfen aber die Straße weiterhin befahren.
  • Die Eutiner Straße wird durchgehend Vorfahrtsstraße. So werden die für alle Verkehrsteilnehmer kritischen Situationen an den Einmündungen entschärft. Unterstützt wird dieser Effekt durch Aufpflasterungen, großflächige Farbmarkierungen im Kreuzungsbereich mit Piktogrammen auf der Fahrbahn und eine eindeutige Beschilderung.
  • Hinter den parkenden PKW wird ein Sicherheitsstreifen von 1,50 Meter markiert. Die Fahrradfahrer sollen ihn nicht befahren. So können Autofahrer sicherer ausparken und das Risiko, Fahrradfahrer zu übersehen, ist geringer. Alle Parkplätze bleiben erhalten, die verbleibende Fahrbahn bleibt mit 4,00 bis 4,20 Meter breit genug für Autos und Fahrradfahrer, auch im Begegnungsverkehr.
  • Der Einmündungsbereich des Fahrradweges aus der Unterführung aus der August-Thienemann-Straße wird baulich entschärft.
  • Die Platzsituation zwischen Eutiner Straße, Scharweg und Rautenbergstraße wird durch klare Kennzeichnungen verbessert.
  • Die Unterführungen an beiden Enden der Eutiner Straße werden überarbeitet, die Fahrradwege werden verbreitert.

Manfred Rose
stellv. Fraktionsvorsitzender